Viel zu oft lese oder höre ich im Internet, dass das Rollen von Optionen Kapital bindet, welches anderweitig besser angelegt werden könnte. Auf diese Problematik möchte ich diesmal gerne eingehen.
Lassen Sie mich mit folgender Feststellung beginnen: Die durchschnittliche Investitionsgröße eines Depots ist in der Regel schwer zu ermitteln. Man müsste jeden Tag den aktuellen Bestand aufnehmen, um über die Zeit den durchschnittlichen Gesamteinsatz zu bestimmen.
Darüber hinaus gibt es Phasen, z.B. nach einem Verfallsdatum oder nach einer Reihe von Gewinnmitnahmen, in denen wir dann vorübergehend unterdurchschnittlich investiert sind, bis wir wieder neue Trades aufgesetzt haben. Andersherum kann es vorkommen, dass wir zwischenzeitlich nahezu komplett investiert sind, wenn wir viele Positionen am Laufen haben und diese bis zum Verfallsdatum halten.
Eine wichtige Botschaft an dieser Stelle: Ich kenne keinen Trader, der permanent zu 100% investiert ist. Von einer 100% Investition des Kontowerts auszugehen ist daher vollkommen unrealistisch, solange nicht auch die Margin bis aufs Äußerste ausgeschöpft wird. Da diese Herangehensweise allerdings absolut nicht empfehlenswert ist und daher kaum zur Anwendung kommt, werden immer gewisse Kapitalreserven gehalten.
Treffen wir an dieser Stelle folgende Annahme:
Gerollte Trades nehmen insgesamt 20% des Gesamtdepots in Anspruch. Diese Trades erbringen nach unbestimmter Zeit (darauf komme ich gleich noch) 0% Gewinn bzw. Verlust. Ein Gewinn bleibt möglich, wie der gerollte Trade auf IWM mit +58,44% jährlicher Rendite im August in Planet Options es gezeigt hat, aber wir gehen hier exemplarisch davon aus, dass wir die gerollten Trades einfach ohne Verluste abschließen wollen.
50% des Gesamtdepots liefern am Ende eines Trades einen Gewinn, ohne dass die Trades gerollt werden müssen.
30% des Gesamtdepots bleiben permanent als Cash-Reserve liegen. Diese Kapitalreserven haben durchaus ihre Berechtigung, wenn wir effizient rollen wollen und ggf. den Einsatz taktisch erhöhen möchten. Und, um einer viel gestellten Frage gleich zuvorzukommen: Nein, ich würde diese Kapitalreserven nicht irgendwo „parken“ – weder in Preferred Shares noch anderswo: Ich will auf das Geld ggf. sofort zurückgreifen können und damit auf keinen Fall Kursschwankungen ausgesetzt sein.
Natürlich ist es jeder/m Einzelnen überlassen, wie er/sie sich zu dieser Thematik stellt.
Achtung: Die oberen Zahlen sagen nichts über die Trefferquote einer Strategie aus. Diese kann durchaus bei 100% liegen, wenn alle Trades mit Gewinn oder ohne Verlust geschlossen werden können. Und diese Zahlen können, wie bereits erwähnt, je nach Phase stark variieren. Es könnte zum Beispiel sein, dass gerollte Trades zu einem bestimmten Zeitpunkt nur 5% des Gesamtdepots in Anspruch nehmen und dass wir mit 80% des Depots einen Trade nach dem anderen erfolgreich ohne Rollmanöver abschließen.
In allen Depot-Klassen von Planet Options liegen die durchschnittlichen jährlichen Renditen unserer abgeschlossenen Trades bei rund +50%. Aus dieser Zahl habe ich den Ausreißer mit +1.200% jährlicher Rendite (unser SPY-Hedging-Trade im September) entfernt, um den Durchschnitt nicht unrealistisch zu verzerren. Betrachten wir in der weiteren Analyse eine deutlich konservativere Zahl und gehen wir davon aus, dass die Gewinntrades „nur“ 30% jährliche Rendite im Schnitt erwirtschaften.
Beziehen wir diese 30% auf die Gesamtinvestition von 50% in Trades, die ohne Rollmanöver erfolgreich sind. Welche Rendite kann man erwarten? Die Berechnung ist ganz einfach und wie folgt: 30% x 50% = 15%. Mit anderen Worten: Wenn wir 50% des Depots in Trades investieren, die sofort „glatt“ durchlaufen und eine jährliche Rendite von 30% aufweisen, können wir langfristig eine jährliche Rendite von 15% für das Gesamtdepot anpeilen.
Was machen wir aus den übrigen Prozenten, die teilweise für gerollten Trades eingesetzt werden können? Diese dienen dazu, die laufenden Verluste aus den gerollten Trades wettzumachen. Mit anderen Worten: diese generieren ebenfalls Prämien. Das Kapital liegt demnach nicht „brach“. Wir nutzen einfach die Kapitalreserven, die wir ohnehin nicht investieren würden, um diese Positionen zu managen und über die Zeit ohne Verluste zu schließen. Dabei ist es egal, ob die Trade-Kampagne 3, 6 oder 12 Monate dauert. Sofern die Trade-Kampagne ohne Verlust abgeschlossen werden kann, ist der „Impact“ auf das Depot rein rechnerisch zwar gleich „null“ … unterm Strich aber defacto „positiv“, da jegliches Minus ausgeglichen bzw. verhindert werden konnte.
Ein Beispiel stellt unsere Trade-Kampagne auf Royal Caribbean Cruises (RCL) in allen Klassen dar. Hier sind in 2,5 Monaten rund 93% des ursprünglichen Verlustes wettgemacht worden.
Ich hoffe, dieses kleine Zahlenspiel hilft Ihnen zu verstehen, wie das Kapital, das für eine Strategie vorgesehen ist, auf unterschiedlicher Art und Weise effizient arbeiten kann.