Am 24. Dezember 1968 konnten Kommandant Frank Borman und sein Team von der Apollo 8 Mission zum ersten Mal als Astronauten den Planeten Erde in seiner Gesamtheit betrachten. Zu diesem Zeitpunkt entstand das mittlerweile berühmte Bild Earthrise:
Dieser Anblick, den nur wenigen Menschen in Realität zuteil wird, ist zweifellos eine lebensverändernde Erfahrung, die als Overview-Effect (auf Deutsch: „Überblick-Effekt“) bezeichnet wird. Der Astronaut Edgar Mitchell hat dessen Auswirkungen auf die eigene Wahrnehmung wie folgt beschrieben: „Man entwickelt ein Bewusstsein und eine Verbundenheit für die Welt als Ganzes und für die gesamte Menschheit“.
Bezogen auf die Anleger- bzw. Trading-Welt wird dieser Grad eines allumfassenden Bewusstseins für die Börsenwelt nur von den wenigsten Menschen erlebt (wenn überhaupt…!?). Viele Anleger nehmen jedenfalls nur einen Bruchteil der vielfältigen Facetten der Börsenwelt wahr.
Im Börsenhandel allgemein und im Optionshandel insbesondere reicht es nicht, eine „solide Aktie“ gefunden oder einen „guten Tipp“ bekommen zu haben. Es geht auch nicht darum, mit einer bestimmten, einzigartigen Strategie unrealistisch hohe Renditen zu erwirtschaften – also den sprichwörtlich „heiligen Gral“ zu finden.
An der Börse basiert nachhaltiger Erfolg vielmehr auf einer realistischen Einschätzung der langfristigen Erfolgswahrscheinlichkeiten der jeweils gehandelten Strategie, auf fundierter Kenntnis darüber, wie Trades „gemanaged“ werden können und dem Verständnis dafür, ob und wie der aktuelle Handel der Logik eines übergeordneten Marktumfelds folgt.
Die Fähigkeit, ein Depot zu hedgen, ein perfektes Verständnis der Risiken sowie Disziplin und Beständigkeit in der Umsetzung sind ebenso ein Muss. Wer „flatterhaft“ von einer Strategie zur anderen wechselt, in der Hoffnung, irgendwann endlich bei „DER Richtigen“ zu landen, wird vermutlich nie den Overview-Effect erleben.
Wer zum Beispiel eine Schwächephase von 2 bis 3 Monaten nicht aussitzen kann, wird im Börsenhandel unmöglich langfristig erfolgreich werden. Wussten Sie, dass ein Buy-and-Hold-Investor, der z.B. im Januar 2003 ganz einfach 10.000$ in den Nasdaq 100 investiert hätte, heute über ein Vermögen von 139.677$ verfügen würde? Das ist mehr als 14% Rendite pro Jahr, praktisch mit einem einzigen Trade. Wer würde nicht sofort unterschreiben, wenn man ihm/ihr dieses Ergebnis versprechen würde?
Ein ganz einfacher Buy-and-Hold-Einsatz: 10.000$ im Januar 2003 investiert
Allerdings ist dabei auch zu bedenken, dass solch ein Investor ein maximales Drawdown von rund 50% und ein Jahr mit -41,73% erlitten hätte (2018). Das Depot wäre in der Finanzkrise bis zu 3 Jahre und 2 Monate unter Wasser gewesen, bevor die vorherigen Hochs wieder hätten erreicht werden können. Psychologisch wäre solch eine Art zu handeln sehr schwer umsetzbar gewesen.
Wer jedoch den Blick fürs Ganze behält, bewahrt auch seine langfristigen Erfolgsaussichten und gelangt zum raren Overview-Effect.