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Wie die Erhöhung der Kontrakte beim Rollen (fast) jeden Trade rettet

Ich habe in den letzten Tagen 3-mal die Frage gestellt bekommen, ob das Rollen auch einen Cash-secured Put retten kann, wenn die Märkte crashen. Die Antwort ist ja, wenn man bereit und in der Lage ist, die Anzahl der Kontrakte zu erhöhen.

Diese Methode beschreibe ich in meinem Buch „Optionen unschlagbar handeln“.

Ich möchte hier anhand eines ganz einfachen Beispiels zeigen, wie das funktionieren kann.

Die Beispiel-Aktie wurde mir von einem Leser vorgeschlagen: Boeing. Die Boeing-Aktie ist aufgrund des hohen Kurses (über 200$) für einen Cash-secured Put nicht besonders geeignet und auch nicht, wenn es darum geht, die Anzahl der Kontrakte von 1 auf 2 zu erhöhen. Geschweige denn von den Fundamentaldaten, die nichts besonders attraktiv sind. Es geht aber hier um das Prinzip und um das Verhalten der Aktie.

Das Beispiel würde genauso gut für eine Aktie funktionieren, die zu 30$ notiert. Seien Sie also hier nicht von den hohen Werten beeindruckt, sondern verinnerlichen Sie lieber die Methode, die für jede Aktie angewandt werden kann.

Die nachfolgenden Zahlen sind übrigens reale Zahlen.

Chronologie der Ereignisse

Wir gehen davon aus, dass wir am 19.02.2020, als die Welt noch in Ordnung war, einen Cash-secured Put auf Boeing eröffnet hätten. Die Aktie notierte bei 336,28$. Wir gehen davon aus, dass wir bereit gewesen wären, die Anzahl der Kontrakte ggfs. auf 2 zu erhöhen (wie bereits erwähnt, das sieht hier bei einer Aktie mit solch einem hohen Kurs unrealistisch aus, aber für eine „normale“ Aktie unter 80$, wie in meinem Buch erwähnt, ist dies möglich).

Grundsätzlich sollte man beim Eingang eines Trades mit dem verfügbaren Kapital immer bereit sein, einen 2. Kontrakt zu eröffnen, auch wenn dies in den seltensten Fällen notwendig ist. Wenn Sie von Anfang an stattdessen voll auf Margin handeln, was ich nie empfehle, wird es natürlich gleich schwierig oder sogar unmöglich, die Anzahl der Kontrakte später zu erhöhen.

Wir hätten einen Cash-secured Put mit Laufzeit 20.03.2020 mit Basispreis 335$ eröffnet und eine Prämie von mindestens 900$ für 1 Kontrakt vereinnahmt (Geldkurs des Puts: 9$).

Am 16.03.2020 (5 Tage vor Verfall) notiert die Aktie um die 129$. Sie ist um rund 62% eingebrochen. Wir schließen den Cash-secured Put zu einem Kurs von 208$ (ca.). Das sieht schlimm aus und ist sicherlich psychologisch schwer zu handeln, aber hier muss man systematisch vorgehen.

 

Davon ausgehend, dass ein Rollen mit niedrigerem oder gleichem Basispreis nichts gebracht hätte, entscheiden wir, mit einem Kontrakt mehr zu rollen.

 

Wir eröffnen 2 Kontrakte eines Cash-secured Puts mit Strike 230$, Laufzeit 19.06.2020, zu 104$ (ca.) je Kontrakt. Mit 2 Kontrakten deckt diese Prämie die Schließung des vorigen einzelnen Puts komplett ab. Den Basispreis haben wir um satte 105$ gesenkt.

 

Am 15.06.2020 (5 Tage vor Verfall) notiert die Aktie um die 191$. Wir schließen den Cash-secured Put (2 Kontrakte) zu einem Kurs von 40$ (ca.). Wir eröffnen 2 Kontrakte des Cash-secured Puts mit Strike 205$, Laufzeit 18.09.2020, zu 42$ (ca.) je Kontrakt, immer mit dem Ziel, eine neue Prämie zu vereinnahmen, die die Kosten der Schließung der vorigen Puts abdeckt. Den Basispreis haben wir um weitere 25$ gesenkt.

 

Am 14.09.2020 (5 Tage vor Verfall) notiert die Aktie um die 165,60$. Sie ist weiterhin schwach. Wir schließen den Cash-secured Put (2 Kontrakte) zu einem Kurs von 40$ (ca.). Wir eröffnen 2 Kontrakte des Cash-secured Puts mit Strike 200$, Laufzeit 18.12.2020, zu 44$ (ca.) je Kontrakt.

Der krönende Abschluss

Am 14.12.2020 (5 Tage vor Verfall) notiert die Aktie um die 229$. Wir schließen den Cash-secured Put zu 0,12$. Der Trade ist unter Berücksichtigung aller Rollvorgänge mit einem Gewinn von insgesamt 2.100$ geschlossen, höher als der angepeilte Gewinn bei der Eröffnung des allerersten Puts. Wir haben 3 mal gerollt und mussten 11 Monate Geduld mitbringen.

Es hätte sicherlich noch ein paar Varianten zu diesem Rollverfahren geben können.

 

Stellen Sie sich nun vor, Sie hätten sich am 20.03.2020 die Aktien einbuchen lassen statt den Put zu rollen (also: Wheel Strategie). Sie wären heute vermutlich immer noch im Trade mit einem Verlust unterwegs. Die Wheel Strategie ist nur in sehr bullischen Märkten, in denen jede kleinste Korrektur von einer Erholung gefolgt wird, scheinbar gegenüber einem Cash-secured Put mit systematischem Rollen konkurrenzfähig.

 

Die Aktie notierte übrigens in diesem Beispiel am Ende des Trades immer noch ca. 30% unter dem ursprünglichen Kurs…

 

Nun dürften Sie verstehen, warum solch eine Strategie eine Trefferquote von nahezu 100% aufweist und sich unschlagbar nennen darf…